Andauernd umgeben wir uns mit Lärm. Im Verkehr, beim Stadtbummel, bei der Arbeit, und sogar in den eigenen vier Wänden. Wenn es dann zufälligerweise mal kurz still ist, ertragen wir es meist nicht und verdrängen die Stille mithilfe von Musik, einem erzwungenen Gespräch oder ähnlichem äußerst erfolgreich. Selbst wenn wir nach einem stressigen Arbeitstag nach Hause kommen, schalten wir noch den Fernseher an, um auch hier der Stille zu entkommen.
Vor allem bei Dates, Meetings oder Abenden mit Freunden oder ähnlichem ist dieses Phänomen auffällig. So kann es auch in der besten Unterhaltung zum plötzlichen Schweigen kommen. Es herrscht Stille. Angestrengt denken wir über ein mögliches Gesprächsthema nach, egal was, egal wie stumpfsinnig! Hauptsache wir entkommen dieser unangenehmen Situation. Dabei wissen wir doch eigentlich wie gut uns ein wenig Stille tun würde!
Glücklicherweise versuchen mehr und mehr Menschen sich von einem derartigen, Stille verdrängenden, Verhalten loszusagen, um einfach mal die stillen Momente des Alltags zu genießen. Sie suchen nun bewusst die Stille und machen beeindruckende Erfahrungen. Doch was genau bewirkt Stille bei uns eigentlich? Hier sind vier Gründe für mehr Stille im Alltag:
1. Stille reduziert Stress:
Wenn wir uns Lärm aussetzten wird die sogenannte Amygdala in unserem Gehirn aktiviert. Diese schüttet als Folge verstärkt Cortisol aus. Cortisol ist ein Stresshormon, welches wir zwar zum Leben benötigen, uns jedoch bei überflüssiger Produktion schadet. So kann eine dauerhaft verstärkte Cortisolausschüttung zu Bluthochdruck, sexueller Unlust, Abbau von Muskelmasse, Aufbau von Fettgewebe, beschleunigter Alterung etc. …
Stille bewirkt das Gegenteil, denn bereits zwei Minuten völlige Stille wirken blutdrucksenkend. Im Vergleich dazu kann man beim Anhören von Entspannungsmusik nicht mit einem derartigen Effekt rechnen. Dies geht aus einer Studie aus dem Jahr 2006 hervor, in welcher genau dieser Unterschied betrachtet wurde.
2. Stille erfrischt uns Mental:
Unser Gehirn ordnet und verarbeitet bekanntlich alle eingehenden Informationen, und hat demnach natürlich umso mehr zu leisten desto mehr Informationen verarbeitet werden müssen. Wenn wir es nun pausenlos akustischem Input aussetzten, sorgen wir durch die Masse an zu verarbeitenden Informationen für eine starke mentale Belastung. Die Folge ist eine rapide Drosselung unserer Konzentrationsfähigkeit, und eine psychischen Ermattung.
Auch hier bewirkt Stille logischerweise einen gegenteiligen Effekt. Sie bietet unserem Gehirn die Möglichkeit sich zu sortieren und somit die Ermattung zu vermindern oder auch ganz aufzuheben. Es kommt zu einer Art mentaler „Erfrischung“. Nach der Attention-Restoration-Theorie reichen für einen ersten derartigen Effekt bereits wenige Minuten vollkommener Stille.
3. Stille macht uns kreativ:
Wenn wir uns abseits des Alltagstrubels befinden und uns mal nicht auf irgendeine Tätigkeit oder Problemlösung konzentrieren, sondern einfach nur unsere Gedanken schweifen lassen werden in unserem Gehirn bestimmte Regionen aktiviert. Hirnforscher nennen diese Regionen das Default Mode Network.
In diesem Zustand bilden sich neue Verknüpfungen und wir „werden kreativ„. Dem Zugriff auf dieses Netzwerk schulden nachgewiesener Weise viele kreative Köpfe einige ihrer kühnsten Ideen. So waren Menschen wie Albert Einstein, Willhelm Friedrich Nietzsche, Epikur und Kurt Tucholsky Müßiggänger die Ihre besten Ideen dem Gedanken schweifen lassen verdanken.